Hier geht es jetzt absolut nicht um Tierschutz - aber es gibt ja schließlich noch andere Dinge im Himmel und auf Erden, die des Interesses wert sind. Und Geschichte war schon immer mein Steckenpferd, auch wenn ich damals, im historischen Seminar der FU, grässlich mit meiner schnodderigen Ausdrucksweise angeeckt bin und nach einem Semester ödesten Jahreszahlenpaukens dieses Fach geschmissen habe.

Das  Interesse ist geblieben...

Richard III. - der sicher kein Monster, aber vielleicht auch eine Waisenseele war...

Geschichte wird von Siegern geschrieben - und dabei gelogen dass es nur so kracht....

Ein Beispiel das 500 Jahre zurück liegt ist die Dämonisierung Richards III.

Die Gattin hat er vergiftet, den Thron geraubt und anschließend, oder vorher oder gleichzeitig,  seine beiden Neffen ermordet- laut Shakespeare ein Monster par excellence. So geistert er durch die Jahrhunderte - ich aber glaube, dass er nichts dergleichen getan hat, sondern das  Opfer eines Rufmordes ohnegleichen wurde, angezettelt von denen, die den größten Vorteil davon hatten: den Tudors...

So hübsch wie in der Serie "The White Queen" - in der Aneurin Barnard als Richard und Amanda Hale als halbverrückte Margaret Beaufort die einzig sehenswerten Akteure sind - ist er wohl nicht gewesen, der Duke of Gloucester, aber auch keineswegs ein hässliches Monster - und bucklig schon gar nicht. 

Man hat ihn ja gefunden, 2012, unter einem Parkplatz in Leicester, und anhand von DNA eindeutig identifiziert.

Nach seinem Schädel wurde ein Kopfmodell erstellt.

Auf den überlieferten Bilder, die alle nach Originalen und später entstanden sind, wirkt er auf mich vor allem traurig, was  

er wohl auch war.

Aneurin Barnards Interpretation des Königs vom lockenköpfigen Bubi zum entschlossenen Kriegerkönig ist eindringlich und faszinierend und macht allein diese unsägliche Serie sehenswert. Schon die dunkle Stimme hat Gänsehautfaktor...

Übrigens soll er hellhaarig gewesen sein. Und Würmer gehabt haben. Igitt. 

Was man so alles an einem Skelett herausfinden kann...

Das Modell zeigt einige Ähnlichkeit mit den Gemälden die von ihm erhalten sind - wenngleich der Kopf, wie ich finde, zu klobig geraten ist. Er wirkt dort eher aufgedunsen als asketisch. Und so kleine Schweinsäuglein mit buschigen Brauen hatte er auch nicht.

Sein Skelett, insbesondere der Kopf - machen zum einen deutlich, dass er schwerste Verletzungen erlitten hatte, bevor er starb und dass er nicht bucklig war, sondern an Skoliose litt. (wie übrigens auch des heutigen Herzogs von York  -vulgärer Exmann der vulgären Fergie  und alles andere als ein Gentleman -  jüngere Tochter) 

Und dennoch aufs  Schlachtfeld ging und dort fiel. 

Sein Gegenspieler, der Tudor, hatte sich in sicherer Entfernung, auf dem Feldherrnhügel zurück gehalten - was wohl auch das Beste war was er tun konnte, denn er wäre Richard im Zweikampf nicht gewachsen gewesen - und war  kurz davor das Hasenpanier zu zeigen, wäre ihm nicht ein Verräter - sein Stiefvater - zu Hilfe gekommen.

Auf jeden Fall hat er sich nicht in Gefahr begeben um darin umzukommen.

 

Warum ich Shakespeare nicht glaube und die Tudors nicht leiden kann...

Shakespeare war Dramatiker, kein Historiker, der sich auch in anderen seiner Dramen durchaus  dichterische Freiheiten erlaubte. Zudem war er Lohnschreiber und wird sich kaum mit der letzten Tudor - Elizabeth I. - angelegt haben, um ehrenrühriges über ihre Familie zu berichten, und damit an dem Ast, auf dem er schließlich saß, zu sägen.

Schließlich hätte er dann nicht mehr und nicht weniger erzählt, als dass die ganze Tudorsippe falsche Fuffziger waren...

 

Zunächst einmal wäre da der sogenannte Thronanspruch Henry Tudors, der gewaltig an den Haaren herbeigezogen ist... 

 

Seine Großmutter war Catherine de Valoiseine französische Prinzessin, Tochter Karls VI., eines Papas, der an Schizophrenie litt und im Irrsinn starb, und die an Henry V. von England meistbietend verschachert wurde. Diesen Ehemann musste sie glücklicherweise nur zwei Jahre ertragen, dann starb er an der Ruhr. Sie war also Witwe mit einem einjährigen Sohn, ohne jegliche Macht oder Funktion - und vor allem ohne Aussicht wieder heiraten zu dürfen.

 


 Das hätte sie nur mit Erlaubnis des Königs tun können, der zwar ihr Sohn aber noch ein plärrendes Kleinkind war und noch weniger zu sagen hatte als sie. Also arrangierte sie sich anders und legte sie sich einen - oder auch mehrere - Lover zu. Einer von ihnen, der Waliser Owen Tudor, schwängerte sie, worauf sie ihn in einer geheimen Zeremonie irgendwann zwischen 1428  und 1432 geheiratet haben soll. Aber nicht mal das ist gesichert, da es durch keine kirchliche oder staatliche Urkunde beglaubigt ist.  Fakt ist nur, dass sie mehrere Kinder mit ihm hatte - allerdings nannte sie in ihrem Testament nur Königsspross Henry VI. als ihren Nachkommen, während  Tudor und die mit und von ihm gezeugten Kinder mit keiner Silbe erwähnt wurden.   

Sie wurde nur 36 Jahre alt und gerüchteweise starb sie, wie ihr Vater, in geistiger Umnachtung  am 3. Januar 1437. 

Soviel also zur Oma Henrys VII.

 

 (Sie soll  übrigens eine große Schönheit gewesen sein, was ohne den grässlichen Kopfschmuck, mit dem sich damals die Adelsdamen überwiegend verschandelten, durchaus glaubhaft erscheint.

Man muss nur etwas das Bildbearbeitungsprogramm bemühen.)

 

Catherines walisische Söhne, Edmund und Jasper Tudor, wurden von ihrem Halbbruder, dem König - als der denn endlich erwachsen und thronreif war -  netterweise als Familienmitglieder anerkannt und zu Earls of Richmond bzw. Pembroke befördert. 

 

Edmund heiratete die erst 12 jährige Margaret Beaufort und schwängerte sie flugs. Er starb noch vor der Geburt seines Sohnes Henry an der Pest.

 

 


Und damit wären wir bei Henry VII.

Genaugenommen war er der Sohn eines Bastards, durfte sich lediglich - zeitweise -  Earl of Richmond nennen und hatte etwa soviel Recht auf Englands Thron wie ich - aber er nahm es sich. Interessanterweise akzeptierte das Parlament ihn als König, nachdem er bei Bosworth - durch Verrat - gesiegt hatte -  mit der Begründung er säße ja nun mal auf dem Thron...

Anschließend setzte er eine gewaltige Propagandamaschine in Gang, die seinen sogenannten Anspruch belegen und untermauern sollte - allem voran die Demontierung Richards III.

Wenn ich dem Bild glauben soll, dann schaut mich ein ziemlich unangenehmer Bursche an, mit kleinen, gemeinen Augen, dem ich weder im Dunkeln noch sonstwann gerne begegnen würde. 

Aber das ist - zugegeben - rein subjektiv.

Vielleicht war er ja ein ganz reizender Kerl und so nett und ehrenhaft wie ihn Rebecca Gable in ihrem Roman "Das Spiel der Könige" dargestellt hat.

 

Ich glaube - und beweisbare Fakten untermauern es - dass er weder nett noch ehrenhaft war. Und außerdem der Vater Heinrichs VIII. - der mit den sechs Frauen - und der war mit Sicherheit nicht ganz dicht...

Französisches Erbteil?  Zur Erinnerung: Uropa Karl VI. von Frankreich war gaga und starb geisteskrank. Von seiner Tochter, Oma Catherine, vermutet man ähnliches. Erwiesen ist, dass ihr Sohn - sein Onkel -  Henry VI. ebenfalls in Irrsinn verfiel und schließlich unter nie geklärten Umständen starb. Vermutlich wurde er ermordet, vermutlich von Edward of York, aus dem Hause Plantagenet, der sich des Thrones bemächtigt hatte. 

Und was seine Mutter angeht, die kleine Margaret, die, nicht mal ausgewachsen, von dem doppelt so alten  Tudorbengel vergewaltigt wurde (oder wie soll man das sonst nennen?) so ist sie ein Kapitel für sich...

Margaret Beaufort... Auch wenn sie wie ich, am 31.Mai geboren wurde, nur 505 Jahre früher, so enden dort auch schon die Gemeinsamkeiten. Zunächst mal war sie stinkreich -mit einem Einkommen von 1000 Pfund im Jahr war sie  die reichste Erbin in England und außerdem als direkte Nachfahrin von John of Gaunt von königlichem (Lancaster)Blut – rote Rose - also eine sehr wünschenswerte Partie. 

Ihre Abstammung ging auf die  Liaison mit seiner langjährigen Mätresse Catherine Swynford zurück, die er- nach zwei Ehen - freundlicherweise heiratete und deren ursprünglich illegitime, 1397 legitimierte, aber von der Thronfolge ausgeschlossene, vier Kinder  das Haus Beaufort begründeten.

Henry Tudors Abkunft und sein Thronanspruch waren  also in mehrfacher Hinsicht  zweifelhaft. Und diesen Makel auszulöschen war sicher eines ihrer Lebensziele.

1000 Pfund müssen damals ein unglaubliches Vermögen gewesen sein...

(100 damalige Pfund entsprechen heutigen 80.000 Pfund - nicht schlecht...)

Henry VI. - Sohn der verrückten Valois - vermittelte sie an seinen Halbbruder Edmund Tudor. Sie war gerade mal 12 Jahre alt - und das war das gesetzliche Mindestalter zur Verheiratung von Mädchen. Sie wurde kurz vor ihrem 13. Geburtstag schwanger und brachte am 28. Januar 1457 in Pembroke Castle, Wohnsitz ihres Schwagers Jasper,  Sohn Henry zur Welt. Dass sowohl das Kind als auch die zart gebaute, noch nicht ausgewachsene, Margaret überlebten, grenzte fast an ein Wunder in einer Zeit, in der viele Frauen im Kindbett starben und die Säuglingssterblichkeit hoch war. Margaret nahm bei der Geburt jedoch solchen Schaden, dass sie trotz zweier weiterer Ehen nie wieder schwanger wurde - und vermutlich auch gar nicht werden wollte.

1459 heiratete sie Henry Stafford - oder wurde erneut verheiratet -und überließ das zweijährige Kind der Obhut ihres Schwagers Jasper in Pembroke Castle. 

 

Gerüchteweise soll sie auch - zwischen zwei Ehen - Richard of Cloucester eine Ehe vorgeschlagen haben. Der war jedoch nicht interessiert, obwohl sie doch pekuniär ein wahres Schnäppchen gewesen wäre. 

Heaven has no rage like love to hatred turned, Nor hell a fury like a woman scorned.-

Der Hölle Zorn ist nichts gegen die Rache einer verschmähten Frau...

Sagte natürlich Shakespeare.

 

Als die Burg während der Rosenkriege in die Hände der Anhänger Yorks (weiße Rose) fiel, ging  die Vormundschaft für das  fünfjährige Kind an William Herbert, den neuen Earl of Pembroke über.

Man beachte, dass man den Jungen nicht beseitigte!

Jasper Tudor floh 10 Jahre später, nach einer weiteren der vielen Schlachten um Englands Krone - diesmal der  von Tewkesbury - 1471 mit  dem 15 jährigen  in die Bretagne.

Mutter und Sohn hatten demnach also jahrelang keinen direkten Kontakt - was aber nicht unüblich war.

 

Das obere Bild zeigt eine idealisierte Fassung des einzigen Gemäldes das von ihr existiert und das eine verkniffene, freudlose  und beinharte Frau abbildet. Aber als junges Mädchen wird sie vielleicht so ausgesehen haben - bevor sie sich in die Arme Gottes warf und sich einbildete Jeanne d Arc zu sein - oder sowas ähnliches. Ich habe ihren protzigen Sarkophag in der Westminster Abbey gesehen und er wird den Bildern durchaus gerecht.

Selbst mit Bildbearbeitung wird sie nicht wirklich ansprechend. Aber ich bin voreingenommen und halte sie für ein grauenhaftes Weib.

Sie wird als große und würdevolle Person beschrieben und als sehr intelligent und belesen, sprach fließend Französisch (taten andere Damen auch und war nichts besonderes) und bereute ihr Leben lang, nicht mehr Latein gelernt zu haben - das war ja schließlich die Kirchensprache. Sie war dafür bekannt, jeden Tag mehrere Stunden in Gebet und Meditation zu verbringen, auf den Knien rutschend vier oder mehr Messen täglich zu hören und vor dem Schlafengehen eine Viertelstunde in der Kapelle zu verbringen. Sie hielt die Fastenregeln streng ein und beschränkte sich vor Ostern auf eine Fischmahlzeit pro Tag. Neben ihrem Sohn und dem Verlangen ihn auf Englands Thron zu hieven - was ihr angeblich göttliche Visionen befohlen hatten - war die Religion ihr wichtigster Lebensinhalt.

Ihr Einfluss  auf ihren Sohn muss hoch gewesen sein und als Schwiegermutter der jungen Elizabeth of York war sie angeblich eine wahre Hexe - aber immerhin untersagte sie die vorzeitige Herausgabe ihrer Enkelin Margaret, die mit 9 Jahren nach Schottland verheiratet werden sollte. Der König - Henry VII. - bekannte kleinlaut dem Unterhändler:

„Die Königin und meine Mutter sind gegen die Hochzeit. Sie sagen, wenn die Ehe geschlossen würde, wären wir verpflichtet, die Prinzessin sofort nach Schottland zu senden und sie fürchten, dass in diesem Fall der König von Schottland nicht warten, sondern sie verletzen und ihre Gesundheit gefährden würde."

Nun - Margaret die Ältere wusste ja wohl wovon sie sprach...

Edward IV. - Kriegsheld, König, Schönling und Hansschwanzinallengassen...

Eine Abbildung zu finden, auf denen Edward IV. nicht wie ein ausgemachter Milchbubi aussieht ist schwierig - schließlich soll er ja nicht nur ein Frauenhinterhersteiger  sondern auch ein begabter Heerführer gewesen sein - was beides ausdrücklich erwähnt und belegt wird. Daher scheint es wohl glaubhaft. Er wurde knapp 40 Jahre alt und war 20 Jahre König - in den letzten Lebensjahren allerdings eher ein Lotterbube, der zuviel fraß und soff und hurte und ganz sicher kein Schönling mehr war...

Elizabeth Woodville muss durchaus  eine Klasse für sich gewesen sein, weil sie - (aus niederem Adel stammend, Witwe eines Lancaster-Junkers -  der zuvor gegen das Heer des späteren König gekämpft hatte und gefallen war -  mit zwei Kindern, und fünf Jahre älter) - es geschafft hatte den dicken Fisch Edward an Land zu ziehen und von ihm (in heimlicher Zeremonie) geheiratet zu werden - einen Fisch, der schließlich schon  in vielen Teichen herum geschwommen war. Es war ein saftiger Skandal ohnegleichen, der Edward die Protektion und Freundschaft seines Mentors Richard Neville, Earl of Warwick, kostete, der sich gewaltig krumm gelegt hatte um eine französische Verbindung für den Bruder Leichtfuß zu bewerkstelligen - und der zudem die Absicht hatte, seine beiden Töchter Isabel und Anne mit Edwards Brüdern George und Richard zu verkuppeln, was ihm nicht nur einen sondern gleich zwei Füße auf die Thronstufen gestellt hätte. 

Durch all diese Pläne machte ihm Elizabeth einen dicken Strich... 

... indem es ihr nicht nur gelang Königin zu werden sondern auch noch immensen Einfluss auf Edward zu gewinnen und ihren gesamten  Familienclan in die höchsten und einflussreichsten Positionen zu schieben. Das deutet ziemlich darauf hin, dass sie auf jeden Fall die Gewieftere von beiden war. Zumindest so lange bis er auf dem Totenbett seinen Bruder Richard zum Regenten und Vormund seiner Söhne bestimmte...

 

(Und ich spiele doch so gern mit der Bildbearbeitung...


Was sicher ein herber Schlag für die machtgewohnte Dame war, die mit einem Rutsch in die Bedeutungslosigkeit abgeschoben wurde, denn dass Richard ihr ihre und ihrer Familie Privilegien lassen - geschweige denn weitere zugestehen - und sie über den minderjährigen König regieren lassen würde -  davon durfte sie keinesfalls ausgehen.

 Sie war bei Edwards Tod Mutter zweier erwachsener (aus erster Ehe) und zweier unmündiger Söhne, von denen einer der Prince of Wales war -  (die beide durch die Jahrhunderte als "Prinzen im Tower" spuken sollten) - und fünf überlebender Töchter.

 Elizabeth Woodville, die Königin der weißen Rose.

Mit rosenroter Lancaster-Vergangenheit.

Richard Neville dürfte rasend gewesen sein. Da hat er einem Bengel auf den Thron von England verholfen, der nicht im geringsten staatsmännisch sondern fast ausschließlich mit seinem Schniedel dachte und der sich nicht im geringsten darum scherte ob man den Krieg mit Frankreich anders als mit Waffengewalt beilegen konnte. Er war ein Mann des Schwertes, mit den Hormonen eines Karnickels, der offenbar nur einmal das Hirn einschaltete - auf dem Totenbett, wo Sex keine Rolle mehr spielte, muss ihm wohl eine Erleuchtung zuteil geworden sein. 

Eine Schönheit soll sie gewesen sein, Elizabeth, die weiße Rose von York, älteste Tochter von Edward IV.  und Elizabeth Woodville.

Und die Bildbearbeitung musste sich nicht einmal anstrengen um dies zu beweisen.

Nach dem Tod ihres Vaters war sie kurzfristig ihres königlichen Status verlustig gegangen, da die Ehe ihrer Eltern für ungültig erklärt wurde, was Elizabeth und ihre Geschwister (10 an der Zahl!) samt und sonders zu Bastarden machte. 


Damit waren sie nach geltendem Recht von jeglicher Erbfolge ausgeschlossen -  was allerdings wenig ausmachte, denn es  hat  Bastarde noch nie davon abgehalten nach der Krone zu haschen und sie auch zu bekommen - angefangen bei William dem Eroberer, der ja auch nichts anderes war, bis hin zu  Henry Tudor.

Margaret Beaufort scherte das auch nicht - sie wollte die Verbindung Elizabeths mit ihrem Sohn, um dessen fadendünnen, bzw. nicht vorhandenen, Thronanspruch aufzupolstern.

Nach seinem schmählichen Sieg über Richard III. - die Ehe ihrer Eltern war wieder anerkannt, ihre beiden Brüder tot- oder zumindest verschwunden -  und sie wieder Prinzessin - wurde sie von Henry Tudor geheiratet und somit Königin von England.

Und bedauerlicherweise auch die Mutter von Heinrich VIII. ...

Viele Historiker vermuten, dass Elizabeth von ihrer dominanten Schwiegermutter überschattet und in den ausschließlich  häuslichen Bereich  abgeschoben wurde. Indizien dafür sind die Berichte von Zeitgenossen. So schrieb einer der spanischen Gäste bei Hofe: „Sie wird von der Mutter des Königs in Abhängigkeit gehalten. Es wäre gut, ihr öfter zu schreiben und ihr ein wenig Liebe zu zeigen.“ 

John Hewyk, ein Diener der Krone, ging so weit zu sagen, dass er gern sehr viel länger mit der Königin gesprochen hätte, „wäre da nicht diese mächtige Hure, die Königsmutter.“ Der Historiker David Starkey selbst bezeichnet Margaret Beaufort für Elizabeth of York als „die Schwiegermutter aus der Hölle.“

Wie die Beziehung der beiden tatsächlich aussah, ist natürlich unbekannt.

Natürlich.

Angeblich soll sich das Paar zugetan gewesen sein, denn es wird berichtet, es habe sich gegenseitig im Schmerz um den Tod ihres Erstgeborenen Arthur getröstet. Wenn der spanische Gast aber schreibt man solle ihr "ein wenig Liebe zeigen" so scheint es daran ja wohl gemangelt zu haben...

Wie auch immer - Elizabeth zog es jedenfalls vor nach 7 Geburten mit 37 Jahren am Kindbettfieber zu sterben, während Margaret noch ihren Sohn überlebte.

Wenn auch nur um wenige Monate.

 

Jedenfalls  endeten mit dieser Ehe die Rosenkriege, denn sie vereinten die Linien Lancaster und York. Seither wurde dieser Bund durch die rot-weiße Rose versinnbildlicht.

Anne Neville, für knapp zwei Jahre Königin von England - und ein wirklich bedauernswertes Hascherl...

 

Ich habe die Internetseiten rauf und runter durchsucht aber kaum andere Bilder von ihr gefunden als dieses ungelenke, sehr frühmittelalterlich anmutende Gemälde, das sie immerhin schon als Königin zeigt. Andere Bilder sind spätere Adaptionen davon. 

Sie soll  "schön und tugendhaft" gewesen sein, so Zeitzeugen, und es ist schon verwunderlich dass es kein besseres Bild von ihr gibt als nur dieses eine.

Vielleicht waren im Norden Englands die guten Maler Mangelware.

In London scheint es sie gegeben zu haben, wie Bildnisse anderer zeitgenössischer Damen - und auch Herren - beweisen. 

Auf jeden Fall hatte sie offenbar lange, rote Haare, ein schmales, längliches Gesicht und starke Augenbrauen - in einer Zeit wo sich Frauen diese und auch die Haaransätze wegrasierten.

Auffallend ist auch, dass sie mit offenen Haaren dargestellt wird, statt mit dem damals für Damen üblichen "Hennin", einer Art überdimensionaler Pickelhaube, die das Haar völlig verbarg.  



Ich habe wieder ein bisschen mit meinem bescheidenen Bildbearbeitungsprogramm gespielt und ein paar Portraits auf der Grundlage dieses einzigen verbürgten Bildes kreiert.

 

Von Anne Neville, die Richards Frau und Königin war.

Warum sie ein armes Hascherl war? Ihr Leben war kurz und wohl nur kurze Zeit glücklich. Sie war eine kleine, unbedeutende Schachfigur, die von den Männern, die über sie bestimmten - allen voran ihr Vater - nach Belieben hin und her geschoben wurde. Aber vermutlich war sie das nicht mehr und nicht weniger als damals alle Mädchen ihres Standes, die von ihren Familien wie Waren gehandelt und verscherbelt wurden. Als sie  fünf Jahre alt war, wurde König Henry VI. - der Sohn der verrückten Valois und seinerseits gaga -  abgesetzt und Edward Plantagenet aus dem Hause York - der Schönling - mit Hilfe ihres Vaters zum neuen König gekrönt. Dieser Vater, Richard Neville, Earl of Warwick, erhoffte sich als Dankeschön unter anderem eine Verbindung seiner beiden Töchter Isabel und Anne mit den Brüdern des neuen Königs, George und Richard. Als Edward ihm was hustete, drehte er den Spieß kurzerhand um, überredete George sich gegen seinen Bruder zu wenden und Tochter Isabel zu heiraten, zog - zunächst siegreich - gegen Edward zu Felde, holte ihn vom Thron wieder runter und pflanzte den abgesetzten Henry, der irgendwo vor sich hin dämmerte, wieder drauf. Tochter Anne, inzwischen 14 Jahre alt, wurde mit dem Sohn besagten Henrys - kurzzeitig wieder Kronprinz - vermählt, der ein rechter kleiner Widerling gewesen sein soll. Edward, nicht faul, ging seinerseits auf den Kriegspfad, holte sich seinen Thron zurück und ließ Warwicks Kopf auf eine Pike spießen und sein - beträchtliches - Vermögen einziehen. Annes prinzlicher Gemahl überlebte ebenfalls nicht, was vermutlich weder für die Geschichte noch für Anne ein Nachteil war.

Edward IV., eindeutig zu weichherzig oder auch zu hirnlos, verzieh seinem Bruder George, der daraufhin noch ein paarmal die Seiten wechselte, sich aber zunächst nicht nur Isabels sondern auch Annes Erbteil unter den Nagel riss. Anne selbst gedachte er ins Kloster abzuschieben.

Glücklicherweise war Richard auf Draht und zur Stelle.

Welche Gründe man ihm auch immer unterstellen möchte - er hat sie gesucht, gefunden und gerettet.

Der üble George war logischerweise und vehement gegen eine Ehe der beiden, denn damit lief er Gefahr einen Großteil des Vermögens - nämlich das Anne zustehende Erbe - herausrücken zu müssen. Der Zank ging vor den König, der aber nicht unbedingt ein weises Händchen in Sachen George hatte; zwar gestand er die Ehe der beiden zu - die zu diesem Zeitpunkt möglicherweise bereits geschlossen war - aber Richard verzichtete  schließlich auf den Großteil von Warwicks Besitztümern, so etwa auf die Grafschaften Warwick und Salisbury. Vermutlich wird noch genug übrig geblieben sein, zumal die Mutter der beiden Mädchen ebenfalls einiges zu vererben hatte, was man ihr kurzerhand damit stibitzte indem man sie für tot erklärte.

Und als George schließlich den Bogen überspannte und hingerichtet wurde fielen seine Reichtümer ohnehin an Richard.

(Falls jetzt jemand die Stirn runzelt: alle Besitztümer die eine Frau in die Ehe einbrachte gingen mit der Eheschließung in den Besitz ihres Gatten über - und zwar noch bis weit ins 19 Jhr. hinein...)

 

Allerdings soll er sich massiv gegen die Hinrichtung seines Bruders gewandt haben, also kann man ihm vielleicht gesundes Besitzstreben nicht aber Habgier unterstellen...

Die Ehe währte 12 Jahre und soll  harmonisch gewesen sein. Sie lebten im Norden Englands, in der Burg Middleham, die sie selten und nur dann verließen wenn der König sie nach London rief.

Richard hatte zwei uneheliche Kinder anerkannt, die beide vor seiner Ehe, noch in seiner Teeniezeit,  entstanden waren. Er war ja gerade 19 Jahre als er sich mit Anne vermählte. Während der Ehe sind keine Seitensprünge mit weiteren Bastarden bekannt geworden.

 

Beide  kannten sich seit Kindertagen, denn Richard war schon als Junge in den Warwickschen Haushalt aufgenommen worden - eine allgemein übliche Praxis.

Ihr einziger Sohn starb im Kindesalter, vermutlich wird er 9 oder 10 Jahre alt gewesen sein.

Die Ruine Middleham und die Rekonstruktion des Außen-und Teile des Innenbereichs.

 

Anne überlebte ihn um kaum ein Jahr.

Es wird angenommen dass sie an Tuberkulose starb, wie möglicherweise auch ihr Sohn und ihre Schwester.

Richards Trauer um beide soll - nach Zeitzeugen - groß gewesen sein. Es wird berichtet er habe bei den Beisetzung geweint.

Der Leichnam der verstorbenen Königin, die der mit ihr bekannte Historiker John Rous als "schön, liebenswürdig und tugendhaft" - (ich übersetze das mal als "voller Tugenden") beschrieb, wurde in der Westminster Abbey beigesetzt, ist aber nicht auffindbar... schon sehr ungewöhnlich für eine englische Königin, wo doch jeder Dorfpoet dort mit dicken Grabmalen prunken darf.

Ich werde es suchen...

Jawohl, ich habe es gesucht und zumindest eine Tafel  gefunden - inmitten von Grabmalen und Statuen von Leuten die betucht genug waren sich einen Platz in der Abbey zu erkaufen und die heute keiner mehr kennt oder kennen will - wenn man von ein paar Königen und Königinnen absieht. 

 

Es ist nicht ihr Grab sondern nur eine Gedenkstelle, denn das Grab kennt niemand. Man weiß nur, dass sie dort in der Kathedrale ist, aber nicht wo. Es gibt nur eine Messingplatte in einer Wand neben dem Hochaltar - einen Meter neben der Grabplatte der Anna von Cleve, der  vierten Ehefrau Henrys VIII. - und eine von zweien die diesen Ehemann überlebten.

17 der 39 Monarchen, die in der Abtei gekrönt wurden, sind in den Seitenkapellen des Bauwerks bestattet. Dass ausgerechnet dieses Grab verschollen ist deutet für mich auf einen weiteren Schurkenstreich der Tudors hin. Es ist nicht anzunehmen dass Richard seine Frau einfach ohne Rang und Namen unter eine Steinplatte geschoben hat.

Richard selbst - gekrönter König von England -  wurde nach der Schlacht von Bosworth in der Klosterkirche Grey Friars in Leicester nach öffentlicher Zurschaustellung ohne königliche Ehren und in einer unmarkierten, flüchtig ausgehobenen Grube verscharrt, ohne Sarg oder auch nur Leichentuch.

Um dort in Vergessenheit zu geraten.

 

Nun - zumindest dies ist der Tudorsippe gründlich misslungen... 

...auch wenn der missratene Tudorsprössling Heinrich VIII. 1538 den Abriss des Klosters befahl. Das Land wurde verkauft und im Laufe der Jahrhunderte mehrmals saniert und bebaut. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts waren aus einem ehemaligen religiösen Kloster eine Schule, Gemeindebüros und ein Parkplatz geworden.

 

Und unter diesem Parkplatz fand man ihn.


Liebte er sie? Ich denke ja - aber wer  weiß es schon...

 

Sie war die erste Königin, die gemeinsam mit ihrem Mann gekrönt wurde. (Anmerkung: Henry Tudor ließ seine Gemahlin Elizabeth of York ziemlich lange auf die Krönung warten - nämlich fast zwei Jahre. Sie musste zunächst ihre Fruchtbarkeit unter Beweis stellen und einen Sohn und Erben zur Welt bringen.)

Anne erkrankte nicht lange nach Weihnachten 1484. Bis zu ihrem Tod  verließ  Richard niemals den Palast von Westminster, wo sie im Sterben lag, außer für insgesamt 2 Tage, als er in Windsor war. Sie starb am 16. März 1485, im Alter von nur 28 Jahren. Ein Tag an dem  eine Sonnenfinsternis auftrat...

Ja - ich glaube Richard liebte seine Frau und dass er sie vergiftet hat ist eine der vielen Lügen, die später  verbreitet wurden. (Zum Vergleich: als sein Bruder im Sterben lag ließ er weder nach der Königin schicken, noch kam sie aus eigenem Antrieb an sein Sterbebett - aber niemand behauptete jemals sie habe  bei seinem plötzlichen Ableben die Finger im Spiel gehabt)

Er hätte sonstwohin gehen können, aber er tat es nicht. Er blieb bei  ihr bis  sie starb - und verließ  Westminster am Donnerstag, den 12. April - um niemals zurückzukehren. Fünf Monate später war auch er tot.

Dies zu erleben blieb ihr erspart.

Abgesehen davon halte ich die staubtrockene  Darstellerin in der Fernsehserie für eine glatte Fehlbesetzung. Und da ist sie nicht die einzige.

 

Auch von einer wunderschönen Elizabeth Woodville, die imstande war einem Womanizer Ehefesseln anzulegen, hat ihre Aktrice absolut nichts. Das grobe, ziemlich gewöhnliche Antlitz entspricht nicht im geringsten den feinen Gesichtszügen die zumindest deren Portraits vermitteln.

 


Von Anne gibt es zwar keine wirklich glaubhafte Abbildung, aber man hätte sich zumindest etwas daran orientieren,  ihr  wenigstens rote Haare lassen und nicht jemanden mit einem derartig breiten Gesicht auswählen können.

Da hätte es sicher bessere gegeben.

Diese Damen zum Beispiel. 

Und Elizabeth?

Elizabeth' Haarfarbe lässt sich nicht mit letzter Sicherheit feststellen, denn die Bilder zeigen sie nur mit dem Hennin. 

Natalie Doermer, die ihr ziemlich nahe kommt und bereits Anne Boleyn in der Tudorserie verkörperte - (ein noch größerer Gräuel als die White Queen) - hatte vermutlich besseres zu tun als eine Rolle zu übernehmen in der nicht viel mehr als überflüssige und billige Sexszenen von ihr gefordert wurden. Auch Winona Ryder würde vielleicht das Rennen machen - wäre sie nicht inzwischen im Drogen und Alkoholsumpf verschwunden.

Auf jeden Fall hätte es weitaus schönere und geeignetere Damen gegeben.

Wie schon erwähnt - die Serie ist ein Gräuel...

Und somit kommen wir zu Richard...

Die meisten Portraits die überliefert sind, entstanden  zwischen 1518  bis 1550  und sind vermutlich nach Originalen entstanden, die nicht erhalten sind. Nach ihnen  zu urteilen war er als einziger der Brüder  dunkelhaarig. (Allerdings ist Edward dies auf etlichen Portraits eindeutig  ebenfalls!)

So wird er bis heute überwiegend kolportiert. Da man ihn gefunden und zweifelsfrei identifiziert hat wurden Genuntersuchungen vorgenommen die nahelegen, er sei blond und blauäugig gewesen - wie die anderen beiden. Und es gibt durchaus auch Portraits, die ihn hellhaarig zeigen. Tue ich jetzt auch mal...(und vermutlich waren sie allesamt dunkelblond!)

Aber ob nun blond oder brünett - er unterschied sich sehr von den beiden Hallodris. Er war weder ein Frauenverschwender wie Edward noch ein egozentrischer Schwachkopf wie George, der seine wenigen Gehirnzellen zusätzlich im Alkohol ertränkte und sich dabei einbildete der bessere König zu sein.

Ich denke  als einziger des Trios hatte nur Richard wirklich das Zeug zu einem guten König...

Dass er bucklig gewesen sei will uns Shakespeare weismachen - und der hat es von Thomas Morus - und der wiederum von John Morton, dem Erzbischof von Ely, einem Erzfeind von Richard, ein karrieregeiles Früchtchen zu dem wir noch kommen werden.

Er erkrankte, vermutlich in seinem 10.Lebensjahr, an der Skoliose, eine Rückgratverkrümmung die durch zu schnelles Wachstum entstehen kann. Seine Brüder waren hochgewachsen; er selber, so hat man festgestellt, wäre ohne die verbogene Wirbelsäule vermutlich etwa 1.75 m groß gewesen. So waren es gerade 1.61 m. 

 

Richard war nicht nur ein kampferprobter sondern  auch ein tapferer Mann - das wird nicht mal von seinen Feinden bestritten, was auch schwierig wäre angesichts der Tatsache, dass er  schon mit 18 Jahren seines Bruders bester Feldherr war, der ihm in allen Schlachten zur Seite stand und im Norden die Schotten vom Hals hielt - und der aufs Schlachtfeld ging um sein Königreich zu verteidigen, wo er kämpfte -  durch die Kriegerkrone auf dem Helm weithin sichtbar - bis man ihn mit mindestens elf Hieben niedermachte, anschließend ausplünderte, nackt über den Rücken seines Pferdes warf und öffentlich ausstellte. Ein  ungewöhnlich niederträchtiges Verfahren mit der Leiche eines toten Königs umzugehen - und es wirft ein deutliches Licht auf den "Sieger" - dessen Sieg nur durch Verrat zustande kam, weil  Richards Verbündete, Thomas und  William Stanley, die dem gekrönten König zuvor noch den Treueid geleistet hatten, die Seiten wechselten.

Zu erwähnen ist, dass Thomas Stanley der dritte Ehemann der ach so frommen Margaret Beaufort war - und die wiederum war, wie bereits erwähnt, Henry Tudors Mutter. 

Die Mannen, die Tudors Banner folgten, waren überwiegend französische Truppen oder Söldner, die keinesfalls freudig in England empfangen wurden, wie uns Thomas Morus - der zu diesem Zeitpunkt übrigens erst 5 Jahre alt und kaum ein Augenzeuge war - glauben machen will.  

Richards letzte Worte, die überliefert sind, lauten im übrigen nicht - wie Shakespeare sagt  "ein Pferd, mein Königreich für ein Pferd" sondern: "Verrat!Verrat!"

 Am 7. August 1485 landete Henry Tudor  in England und ging  mit walisischen und französischen Truppen sowie einem großen Söldnerkontingent - sehr wahrscheinlich aus dem Vermögen Margaret Beauforts bezahlt - an Land. Und in ihrem Gefolge  eine tödliche Seuche, die sogenannte "Schweißkrankheit", die  in den kommenden Jahren tausende  Todesopfer forderte.

 

Richard zog ihm entgegen, und am 22. August wurde bei Market Bosworth um die Krone Englands gekämpft.

 


Zunächst schien Richard mit seinem zahlenmäßig überlegenen Heer die Oberhand zu behalten; als er jedoch versuchte, den passiv agierenden Tudor direkt anzugreifen, wechselte Richards "Verbündeter"  Thomas Stanley  (Ehemann von Margaret Beaufort und Stiefvater Henry Tudors - um es nochmal zu betonen) die Seiten und fiel ihm in den Rücken.

Für den König bedeutete dies das Todesurteil. 

Er war schon in die Knie gegangen und hatte seinen Helm verloren oder vom Kopf gezogen, als ihn die tödlichen Hiebe trafen. Davon gehen die Mediziner aus, die Schädel und Gebeine des  Königs unter anderem mit Computer-Tomographie untersucht haben.  Nach Meinung des Gerichtsmediziners Guy Rutty von der Universität Leicester war auch eine Verletzung am Unterkörper Richards so schwer, dass der damals 32 jährige an ihr gestorben sein könnte.

 Neue Untersuchungen zeigen, wie der König am 22. August 1485 auf dem Schlachtfeld starb. Sein Schädel weist neun verschiedene Verletzungen auf, die von Schwertspitzen oder Lanzen herrühren- eine davon durchbohrte den Kopf  komplett- insgesamt elf Hieb- oder Stichverletzungen. Die Art der Verletzungen entspricht demnach zeitgenössischen Berichten, in denen es heißt, Richard habe sein Pferd bereits aufgegeben, weil es in einem Sumpf feststeckte.

Bei den tödlichen Hieben gegen seinen Kopf hielt er seinen Kopf gesenkt, wie Rutty schreibt. Das zeigten die massiven Verletzungen an der Schädelbasis. Auch das stimmt mit den überlieferten Quellen überein: Richard soll letztlich von dem walisischen Adligen Rhys ap Thomas mit einer Streitaxt erschlagen worden sein. 

 

Aus den Quellen ist überliefert, dass die nackte Leiche Richards auf ein Pferd gebunden und in das etwa 25 Kilometer entfernte Leicester gebracht wurde, wo der gefallene König aus dem Hause York  in einem weiteren Akt der Demütigung in einer Kirche des Hauses Lancaster zur Schau gestellt wurde. 

Außerdem wurde der Beginn von Henrys Herrschaft auf den Vorabend der Schlacht  zurückdatiert, sodass man Richard  und 28 seiner Hauptanhänger zu Hochverrätern erklären konnte.

 

Was für ein Sieger! 

 

Genauer gesagt: was für ein jämmerlicher Bursche!

Am 22. März 2015, 530 Jahre nach seinem Tod wurden die Gebeine Richards III. in einem schlichten Eichensarg mit militärischen Ehren nach Leicester überführt. Der Sarg wurde drei Tage lang ausgestellt und von 20.000 Besuchern besichtigt, die Tausende weißer Rosen - das Symbol des Hauses York - dort ablegten.  Richard wurde am 26. März 2015 nach einwöchigen Feierlichkeiten in mehreren Orten in Leicestershire, die mit seiner Lebensgeschichte verbunden sind, in der Kathedrale von Leicester in einem Bleisarg neu bestattet. Für ein entsprechendes Grabmal hatte die Richard III. Society 10.000 Pfund gestiftet. Der Erzbischof von Canterbury Justin Welby präsidierte über der Trauerfeier.

Und darum liebe ich die Engländer - sie erwiesen einem geschmähten und verfemten König nach über 500 Jahren die letzte Ehre und setzen ihn prunkvoll und feierlich zur letzten Ruhe. Und sein Volk warf weiße Rosen.

Welche Nation kann da mithalten?

Die Wahl des Bestattungsortes hatte für Kontroversen gesorgt; es wurde kritisiert, dass der König nicht in York beigesetzt wurde. Was ja eigentlich auch angemessen gewesen wäre, denn dort gehörte er hin...

 

Ich habe mit dem Ende begonnen - seinem Tod.

Interessanter war eigentlich sein Leben, - geb. 2. Okt 1452-  das geprägt war von Pflichtgefühl und seinem Leitspruch: Loyaulté me lie - Treue bindet mich.

Ich habe mich durch einige Literatur gelesen und finde u.a. Paul Kendalls Biografie empfehlenswert.

Hier ein paar kurze Auszüge: 

 

"Richard III. König von England,  Mythos und Wirklichkeit"

Richard III. wuchs bis Sommer 1459 in Fotheringhay auf. Seine Spielkameraden waren sein Bruder George und seine Schwester Margaret. ...

 Im Januar 1464 wurde er von seinem Bruder Edward erstmals mit der Aushebung von Truppen in 9 der 22 Grafschaften betraut. (da war er 12 Jahre alt!) Nach der Vermählung Edwards IV. und seinem Streit mit dem Grafen von Warwick wurde Richard an den Hof gerufen, der von Angehörigen der Familie WOODVILLE beherrscht wurde, und seine ritterliche Ausbildung (am Hofe des Earl of Warwick) war beendet. Obwohl dem unauffälligen, verschlossenen und sicherlich einsamen Richard das lockere Leben am Hofe mißfiel, ließ er sich nicht in die Umtriebe von Clarence (Bruder George) und Warwick gegen den König hineinziehen.

Im September 1469 wurde er zum Connetable von England auf Lebenszeit ernannt. (17 Jahre!) Als Connetable war er nicht nur Präsident des Ritterschaftsgerichts und der Kriegsgerichte, sondern er besaß auch die Vollmacht, über verräterische Handlungen durch einfache Prüfung des Tatbestandes zu entscheiden und die Strafe festzusetzen. 

... Er hatte wiederholt mit von der LANCASTER-Partei geschürten Aufständen in Wales zu kämpfen und verhinderte im März 1470 (18 Jahre) durch sein entschlossenes Auftreten den geplanten Abfall von Lord Stanley  (Das war der, der ihn später verriet!!!) zugunsten von Clarence und Warwick, die daraufhin die Flucht nach Frankreich antreten mussten. 

 In der Schlacht bei Barnet am 14.4.1471 gegen ein NEVILLE-LANCASTER-Aufgebot unter dem Befehl des Grafen von Warwick befehligte Richard (19 Jahre!) den rechten Flügel und in der siegreichen Schlacht bei Tewkesbury am 4.5.1471 gegen die LANCASTER den linken Flügel. Im Verlauf der  kampferfüllten Monate war Richard bald  des Königs erster Heerführer, die Hauptstütze seines Thrones und sein vertrauenswürdigster Beamter geworden.  Er war schon Gouverneur der Westmark an Schottlands Grenze und erhielt nun noch die Befehlsgewalt über den Earl von Northumberland, den Gouverneur der Ost- und Mittelmark. (Der ihm ebenfalls später in den Rücken fiel)

 

Nach der Heirat mit Anne Neville, die  Bruder George mit allen Mitteln versucht hatte zu verhindern, zogen sich beide aus Abneigung gegen das Hofleben nach Middleham Castle  im Norden zurück.  Im Jahre 1473 befreite er seine Schwiegermutter, die  im Kloster Beaulieu eingesperrt war, und gab ihr Wohnung auf seinem Besitz. (in Middleham) 


Im Februar 1475 wurde ihm das Amt des Sheriffs von Cumberland auf Lebenszeit übertragen .

Er begleitete im Sommer 1475 (23 Jahre) seinen königlichen Bruder auf seinem Feldzug nach Frankreich und lehnte den Abschluß des Waffenstillstandes ab, wodurch er sich die Feindschaft Ludwigs XI. von Frankreich zuzog, die später übelst bedeutsam werden sollte. Auch in der Beziehung zu seinem Bruder Eduard IV. kam eine leichte Entfremdung auf, da er sich mit dessen Haltung in dieser Sache nicht ganz abfinden konnte. Nach anderthalbjähriger Abwesenheit vom Hofe wurde er Anfang 1477 von seinem Bruder nach London gerufen. Nach der von den WOODVILLES betriebenen Hinrichtung seines Bruders (George) Clarence, die er nicht verhindern konnte, wurde er erneut Großkämmerer von England. Den Norden, der voll war von Sympathien für LANCASTER und Erinnerungen an das Haus NEVILLE  konnte er befrieden und mit dem Hause YORK  versöhnen. Er weilte in den nächsten vier Jahren nur zweimal in London und kämpfte 1482/83 erfolgreich gegen Schottland. 

In vielem war Richards Politik darauf ausgerichtet, das Werk seines Bruders zu vollenden. Er war zugänglich, ernsthaft und an allem interessiert und gab den großen Lords Vollmachten in ihrem Gebiet für Ruhe und Ordnung und Sicherheit zu sorgen. Auf diese Weise suchte er der alten Funktion des Königs als Haupt der Lehnsverfassung neuen Sinn zu verleihen und eine Umwandlung des im Sterben liegenden Lehnswesen herbeizuführen, indem die adligen Grundbesitzer jetzt als Vertreter des Königs eine aktive Rolle ausüben sollten. Er bevorzugte Leute aus dem Norden für wichtige Aufgaben und verringerte durch seine Freigebigkeit die Einnahmen der Krone sehr, womit er auch die Möglichkeit das für einen Krieg nötige Geld aufzubringen, verringerte. Sein großmütiges Verhalten gegenüber Northumberland und den STANLEYS könnte man als weise Versöhnungspolitik bezeichnen, aber bei der Lage der Dinge und bei der politischen Vergangenheit dieser Herren können die Machtbefugnisse, die Richard sie ausüben ließ, keinesfalls als realpolitisch angesehen werden. Trotz seines Unvermögens, den Menschen in sich vom König zu trennen, scheint seine Regierung allgemein ziemlich beliebt gewesen zu sein. 

In York, wo sein Tod heftig betrauert wurde, wird ihm noch immer ein ehrendes Andenken bewahrt und seine Statue steht in den Ruinen seiner Burg...(die von Linda Thompson 1996  errichtet wurde. Die Statue, nicht die Burg. Die Künstlerin  wird mit den Worten zitiert: "Die dargestellten Figuren sind allegorisch - der Basilisk  und ein mittelalterlicher Dämon auf Richards Rücken - und heraldisch - der weiße Eber und ein Teil der 'Sonnen und Rosen' des Yorker Kragens.

Die Skulptur zeigt die schwere Last, die die Geschichte diesem König auferlegt hat.)" 

 

In der Schlacht bei Bosworth (22.8.1485) verlor Richard durch den Verrat der STANLEYS und des Grafen von Northumberland trotz tapferer Gegenwehr Krone und Leben, als  Stanley den fast verlorenen Henry Tudor ( Stanleys Stiefsohn) noch vor dem Untergang rettete. 

Durch die TUDOR-Geschichtsschreibung, der auch Shakespeare aufsaß,- (wes Brot ich ess, des Lied ich sing) - wurde Richard III. zum Erzschurken gestempelt. 

 

Das hört sich alles nicht nach einem machtgierigen Monster an - schauen wir doch, was ihm noch so alles in die Schuhe geschoben wurde:

1. Richard habe den abgesetzten König Henry VI. (den Irren) persönlich ermordet. 

Als Henry Ende Mai 1471 in London starb befand sich Richard hunderte Kilometer entfernt an der schottischen Grenze.

2. Er habe seinen Bruder George, Herzog von Clarence, als lästigen Konkurrenten durch gedungene Mörder in einem Fass voll Malvasierwein ertränken lassen. Tatsächlich hatte Clarence mehrfach Verschwörungen und Rebellionen gegen die Krone angezettelt und war deshalb von seinem Bruder König Edward IV. mit Billigung des Parlaments zum Tode verurteilt und hingerichtet worden (1478). Ob er tatsächlich ersäuft wurde ist nicht geklärt.

Richard war dagegen, konnte es aber nicht verhindern. Angezettelt hat es wohl eher der Woodville-Clan, unter Führung der Königin, die George übelst auf dem Kicker hatte. 

3. Seine Frau Anne hat er auch noch gemeuchelt. Kein Kommentar.

4. Die beiden unmündigen Söhne König Edwards seien auf Richards Befehl 1483 umgebracht worden. Das  Verschwinden der beiden Prinzen gehört bis heute zu den Mysterien englischer Geschichte. Welchen Anteil Richard daran besaß, ist völlig ungeklärt. Die Behauptung, er hätte die Knaben im Tower „eingesperrt“, ist aber falsch. Im ausgehenden Mittelalter diente der Tower noch nicht als Staatsgefängnis, sondern war vielmehr ein komfortabler und sicherer Palast. Es scheint so, als habe Richard seine Neffen eher schützen als beseitigen wollen.

Dazu später mehr.

Ach ja - angeblich soll er zwei Jahre lang im Mutterleib geschmort haben und schließlich in übler Laune, mit langen Haaren und bissbereiten Zähnen  herausgekommen sein. 

Getreu der damals herrschenden Maxime, ein bösartiger  Geist müsse in einem hässlichen Körper wohnen, dichtete man Richard  allerlei äußerliche Makel an.

Bei Shakespeare beschuldigt der König das Schicksal:

„Meinen Arm wie einen dürren Strauch mir zu verschrumpfen,

dem Rücken einen neidischen Berg zu türmen,

die Beine von ungleichem Maß zu formen.“

Mit anderen Worten: Richard litt unter einem großen Buckel, einem verkümmerten Arm und ungleich langen Beinen.

Tatsächlich?

Zunächst kann man feststellen, dass die wenigen  Porträts - außer einer rechten, leicht hochgezogenen Schulter -  keinerlei Behinderungen zeigen. Die Vermutung, der jeweilige Maler habe schmeicheln wollen, ist unwahrscheinlich. Die Porträtkunst Ende des 15. Jahrhunderts war von schonungslosem Realismus geprägt.

 

 Richards Zeitgenosse König Ludwig XI. von Frankreich etwa trägt eine monströse Gurkennase zur Schau.

Verdächtig ist weiter, dass kein zeitgenössischer Bericht diese massiven Behinderungen erwähnt. Eine dieser zeitgenössischen (und objektivsten) Beschreibungen von Richard III. ist die des deutschen Diplomaten Nikolaus von Poppelau. Er  schreibt im April 1484 aus London: „ein hochgeborener Fürst, drei Finger größer als ich, aber ein bisschen schlanker und nicht so dick wie ich bin und viel leichter gebaut; er hat schlanke Schultern und Oberschenkel. "

 

 

Wie bei anderen zeitgenössischen Beschreibungen gibt es keinen Hinweis auf gebeugten Rücken oder verdorrten Arm.

Das hat nichts mit Shakespeares Quasimodo-Gestalt zu tun.

Schlussendlich widersprechen sich Richards Verleumder fleißig selbst. Unisono erwähnen sie, er sei auf dem Schlachtfeld ein tapferer Kämpfer Mann gegen Mann gewesen. Aus der Schlacht von Bosworth 1485 wird berichtet, wie er mit eingelegter Lanze auf den Bannerträger seines Widersachers losstürmte und ihn mit voller Wucht vom Pferd stieß. Weiter heißt es: „Er schlug sich mit John Cheney, einem Mann von ungeheurer Körperkraft. Der König machte ihn mit großer Heftigkeit nieder und hieb sich links und rechts den Weg frei.“

Um derart zu kämpfen, braucht man  zwei gesunde Arme, einen beweglichen Körper und sicheren Halt im Sattel. Dem Shakespeare’schen Krüppel wäre dergleichen unmöglich gewesen. Da er, wie man heute genau weiß, eine verkrümmte Wirbelsäule hatte, sollte man davon ausgehen, dass er über eiserne Willensstärke verfügte, um die Schwächen seines Körpers auszugleichen. Ohne Schmerzen kann er seit dem Ausbruch der Krankheit in seinem 10. Lebensjahr ja nie gewesen sein. Da er  kontinuierlich als  großer Kämpfer beschrieben wurde, musste Richard trotz der schlanken Statur, trotz des Schmerzes der Behinderung, seine Muskeln aufgebaut haben. (Ein Schwert des 15. Jahrhunderts wiegt zwischen fünf und acht Pfund, und sowohl Kraft als auch Balance müssen vorhanden sein um es erfolgreich oder überhaupt zu führen.) 

Studiert man zudem noch die authentischen Berichte jener Zeit über Richards Loyalität, Gerechtigkeitssinn und Staatsklugheit, so darf man in Abwandlung eines Verses von Wilhelm Busch sagen:

Es lautet der Spruch des historischen Gerichts:

Mit dem bucklig-bösen Richard ist es nichts.

 

Richard war der König, der die Unschuldsvermutung als Grundrecht verankert hat, die Einführung der Freiheit auf Kaution, die Übersetzung von Gesetzen ins Englische veranlasst hat ...

Ironisch, dass er selbst das Opfer schlimmster Verurteilungen wurde, die sich auf nichts als Propaganda gründet, die bestrebt war, die Dynastie von Richards usurpatorischem Widersacher Henry Tudor zu legitimieren.

John Morton. Bischof von Ely https://de.wikipedia.org/wiki/John_Morton_(Erzbischof) 

Er  wurde 1483, unmittelbar nach dessen Thronbesteigung, von seinem „Erzfeind“ König Richard III. verhaftet, flüchtete und schloss sich  1483 Henry Tudor auf dem Kontinent an. Prompt machen  die Gerüchte um die Ermordung der Prinzen im Januar 1484 in Frankreich die Runde. Nach dessen Thronbesteigung avancierte Morton zum königlichen Berater.

1486 wurde er zum Erzbischof von Canterbury, 1493 durch Papst Alexander VI. zum Kardinalpriester von Sant’Anastasia erhoben.

Morton machte man oft für die rabiaten Methoden verantwortlich, mit denen er für die königliche Verwaltung des Tudor Geld eintrieb. Die Steuern und Zwangsanleihen dieser Zeit waren als Morton Forke bekannt, und des Öfteren verlangte man seine Amtsentlassung.

Eine steile Karriere... Wäre Richard König geblieben hätte er diese Karriere unbenutzt in die Tonne hauen können. Er hatte also ein großes Interesse daran dass er es nicht blieb.

Ergo überzog er Richard mit zahlreichen Verleumdungen, die wesentlich zu dessen verzerrtem Bild beigetragen haben. Und die Thomas Morus getreulich kolportierte. Und nach ihm Shakespeare.

Und nach ihm ....

Am 9. April 1483 starb Edward IV. also überraschend nach einwöchiger Krankheit. Das Königreich hinterließ er seinem ältesten Sohn, dem zwölfjährigen Edward. 

Zum Vormund, auch für dessen neunjährigen Bruder Richard of Shrewsbury,  bestimmte er seinen Bruder Richard. Gemeinsam mit dem Privy Council sollte Richard während der Minderjährigkeit des Thronerben auch das Land regieren.

 

Das dürfte ein herber Schock für Elizabeth Woodville gewesen sein, weil sie ziemlich gut über die Folgen für sich und ihren Clan Bescheid gewusst haben wird.

20 Jahre lang hatte sie ihre Sippe - allen voran Lord Rivers (Brüderchen Anthony) von dem der Thronerbe bislang erzogen worden war und der bei ihm in Wales lebte - in die höchsten und lukrativsten Ämter gehievt, heftig angefeindet von Schwager George und - wohl weniger heftig aber sicher unübersehbar - missbilligt von Richard. 

Sie handelte fix, wenn auch nicht fix genug für Richard, den sie zunächst einmal nicht vom Tod seines Bruders unterrichtete. Er war im Norden und wurde erst von Lord Hastings, der das Vorgehen der Königin skeptisch beobachtete, informiert, dass sein Bruder verstorben war. 

 

 

Hastings gehört nicht nur zu den alteingesessenen Adelsfamilien, die den Aufstieg der Woodvilles mit Argwohn betrachten. Er ist auch einer der engsten Vertrauten des verstorbenen Königs und seines Bruders Richard.

Seine spätere Hinrichtung wegen Hochverrats ist unverständlich und fragwürdig. Glaubhafte Antworten hat es hier nie gegeben. Weder wurden seine Besitztümer eingezogen noch sein Sohn des Erbes beraubt - alles Dinge die sonst der Familie von Hochverrätern drohte. 

Während Edward IV. in Windsor Castle beigesetzt wird, schickt seine Witwe nach ihrem Sohn Edward. Der Thronfolger lebt  am Hof ihres Bruders Lord Rivers auf Ludlow, wo er auf seine Aufgaben als zukünftiger König vorbereitet wird. Die Königin plant die Krönung Edwards V. für den 4. Mai 1483, nur zwei Wochen nach der Beerdigung.

 

Richard versteht sofort, dass er sich beeilen muss. Wenn Edward  gekrönt wird, bevor er in London ankommt, verliert er seinen Einfluss auf den Thronfolger. Elizabeth und ihre Familie könnten das Protektorat Richards aufheben lassen und als Berater des minderjährigen Königs uneingeschränkte Macht über England gewinnen. Und das hätte mit Sicherheit gravierende Folgen für Richard gehabt - sehr wahrscheinlich tödliche.

Lord Rivers ist bereits aufgebrochen um den jungen Edward nach London zu bringen. Richard versammelt all seine Verbündeten im Norden und marschiert nach Northampton, wo er die königliche Eskorte stellt. Er nimmt Lord Rivers und andere Woodville-Gefolgsleute fest und eskortiert den Thronfolger nun selbst nach London. Als die Königin erfährt, dass ihr Plan zur Machtübernahme fehlgeschlagen ist, sucht sie Asyl in der Westminster Abbey.

Richard  übernimmt die Regierung als Protektor.

 

Nun werden  Zweifel an der Legitimität des Thronfolgers  laut. Es ist weithin bekannt, dass seine Eltern 1464 heimlich geheiratet hatten. Mit dem Skandal hatte sich der verstorbene König Feinde in Kirche und Adel gemacht.

Am 22. Juni 1483 werden außerdem Informationen über einen früheren Ehevertrag zwischen Edward IV. und einer gewissen Lady Eleanor Butler veröffentlicht. Nach dem Kirchengesetz war Edwards Ehe mit Elizabeth Woodville also ungültig. Die Kinder Edwards IV. werden für illegitim erklärt und von der Thronfolge ausgeschlossen.

Es ist nicht klar, ob Richard hinter diesem Gerücht steckte oder ob er nur handeln musste, da England nun entweder ein illegitimer oder ein Kind-König drohte. Und was ein Kindkönig, der von machtgierigen Verwandten, bzw.Ratgebern beeinflusst wurde, dem Land antun konnte war schon allein durch Henry VI. deutlich genug geworden.

Am 23. Juni vertrat Lord Buckingham Richards Thronanspruch, dem am 25. Juni vom Parlament stattgegeben wurde. 

Durch das in der Folge der Ereignisse erstellte Dokument „Titulus Regius“ verlor  Elizabeth ihren Titel als Königswitwe und wurde wieder zu Dame Elizabeth Grey. Ihren Kindern wurden die Erbrechte abgesprochen. 

Übrig bleibt als Thronanwärter Richard von Gloucester. Vierzehn Tage später wird er zum König gekrönt. 

Elizabeth Woodville blieb mit ihren Töchtern und dem jüngeren Sohn, dem neunjährigen Richard, in der Westminster Abbey hocken, samt Staatsschatz und Throninsignien, die sie - weiß der Himmel wie - dorthin geschafft hat.

Sie nahm angeblich heimlich Verbindung - über Margaret Beaufort -  zu Henry Tudor, der in der Bretagne saß, auf. Hier sollen  die ersten Pläne, Henry als Thronprätendenten der Lancasterfamilie mit ihrer ältesten Tochter, Elizabeth of York, zu verheiraten, entstanden sein.

Das erscheint mir aber - zumindest was Elizabeth angeht - nicht unbedingt glaubhaft, denn plötzlich kam sie  dem Wunsch Richards nach ihre Töchter und den jüngeren Sohn in seine Obhut zu geben, womit die Jungen gemeinsam im Tower lebten, aber ab Mitte Juli 1483 angeblich nicht mehr gesehen wurden.

 Was sie veranlasst hat ihren jüngeren Sohn - den älteren hatte er ja schon-  Richard zu überlassen, bleibt - jedenfalls mir - unklar, zumindest wenn man davon ausgehen will dass sie ihn für eine Gefahr gehalten hat. Er wäre ja nicht an den Jungen herangekommen, denn das Kirchenasyl war heilig. 

Also vertraute  Elizabeth  dem König und verließ das Kirchenasyl. Ihr wurde zwar all ihr Grundbesitz, den Edward IV. ihr gegeben hatte, entzogen, doch Richard schwor öffentlich dass weder ihr noch ihren Töchtern etwas geschehen und sie ihrem Rang als Dame Elizabeth Grey angemessen leben solle. Ihre Töchter tanzten am Hof und ihre Apanage wurde ausbezahlt. Das heißt, sie setzte sich mit Richard sozusagen - und wohl nicht nur bildlich gesprochen - an einen Tisch.

 

Und das nachdem er ihre Söhne umgebracht haben sollte??

 

(Nebenbei: als Schwiegermutter des Tudors - der ja bekanntlich ihre Tochter heiratete - war ihr Leben weit weniger komfortabel und endete letztlich - schon  kurz nach der Geburt ihres Enkels Arthur, also keine zwei Jahre später -  im Kloster Bermondsey.

Wie ich vermute war dies das Werk der heiligen Margaret, die eine zweite Königinmutter am Hof ganz gewiss nicht duldete... Wenn sich die Ex-Königin also tatsächlich mit den Tudors verbündet hatte war dies für sie auf jeden Fall eine katastrophale Fehlentscheidung.)

Nun also die beiden Knäblein, Edward, 12 Jahre alt und designierter Thronfolger, und sein Bruder Richard, neun Jahre alt, die - nicht etwa eingekerkert sondern feudal untergebracht - im Tower lebten. Angeblich sah man sie zeitweilig draußen beim Ballspiel oder anderen Lustbarkeiten. Wer sie gesehen haben will wird nicht erwähnt. Der Tower ist von meterdicken Mauern umgeben, der Garten von außen nicht einsehbar, also kann es nur ein Insider gewesen sein.

Woher die Behauptung kam, man habe beide ab Mitte Juli 1483 nicht mehr gesehen, ist ebenso unklar, tauchte aber offenbar zuerst in Frankreich auf.

Wahr ist wohl, dass  die Dienstboten der Jungen zu dieser Zeit allesamt ausgewechselt wurden. Sie waren Woodville-Anhänger und der König nahm wohl nicht zu Unrecht an dass "Verdunkelungsgefahr" bestand - soll heißen dass man die beiden aus dem Tower holen wollte. Das würde dann auch erklären warum sie in den gesicherten Teil der Festung  gebracht wurden, die nicht so leicht zu knacken war. Und wo sie auch nicht mehr öffentlich gesehen werden konnten.

Das Gerücht, sie seien ermordet worden kam erst später auf. 

Sehr viel später...

 

...und es kam aus Frankreich!

Die Prinzlein waren durchaus komfortabel untergebracht, vermutlich wesentlich bequemer als  zuvor ihre Mutter im Kirchenasyl von Westminster - ungeachtet allen Mobiliars und was sie sonst noch in der Eile ihrer Flucht greifen konnte. Schließlich hatte sie ja noch den Staatsschatz und die Kroninsignien zu schleppen...

Hat er sie umgebracht? Hat Richard seine Neffen, die Söhne seines Bruders, dem er in Treue verbunden war, ermorden lassen?

Natürlich ist es möglich und ich habe lange darüber nachgedacht und jede Menge gelesen und Für und Wider hin und her gewälzt.

Und ich sage nein.

Nicht etwa weil er sie kannte und gern hatte, denn er kannte sie wahrscheinlich so gut wie gar nicht. Der Ältere wurde von Lord Rivers in Wales erzogen, der Jüngere hing noch an Mutters Rockfalte und Richard selbst lebte mit seiner Familie in Yorkshire, das er nur verließ wenn sein Bruder ihn rief. Den Hof in London mied er wenn er konnte.

Aber er,  der der Hinrichtung seines Bruders nicht zustimmte, wenn er sie auch nicht verhindern  konnte - und George war ihm ganz sicher kein guter Bruder gewesen! -  hätte nicht  die Söhne des Bruders, den er liebte und verehrte, ermorden können - sie waren seine Familie.

Langfristig hätten sie - als Bastarde abgestempelt oder nicht - durchaus gefährlich für ihn werden können und kalte Logik hätte ihre Eliminierung wohl als beste Lösung angesehen - denn:  das Faktum, dass die Prinzen Bastarde waren, bedeutete nicht, dass sie den Thron nicht dennoch erben konnten. Wilhelm der Eroberer war nicht der erste und nicht der letzte Bastard, der Ländereien und Titel geerbt und letztlich den Thron von England - auf wenig feine Weise - erlangt hatte. Die Illegitimität war ein legaler Status, der vom Gesetz her geändert werden konnte, entweder durch das Kirchen- oder durch das Staatsgesetz. Die Nachfahrinnen der Tudors - BloodyMary und Elizabeth - waren mal Bastarde und dann wieder nicht, wie es dem 8. Henry grade passte. Das Parlament hätte die Prinzen legitimieren und Jung Edward  erlauben können König zu sein.

Ein Kind-König, unter der Fuchtel der Woodville Sippe.

'Kinderkönige', wie Henry III., Richard II. und Henry VI. allerdings bedeuteten immer Katastrophen für England, und der Rosenkrieg wurde erst von Edward IV. als erwachsenem König aufgehalten.

Diese Gefahr wird Richard durchaus gesehen haben.

Sie hätten sich auch in späteren Jahren gegen ihn verbünden und weiter und wiederum endlos Krieg führen können.

Es wäre also durchaus sinnvoll erschienen sie zu beseitigen.

Aber ich glaube so dachte er nicht.

 

Er war nicht fähig den Menschen in sich vom König zu trennen. Und das hat ihn letztlich umgebracht.

 

Loyaulte me lie - Treue band ihn. Auch über den Tod hinaus.

 

Wäre George, der Bruder des Jahres, nicht bereits wegen - mehrfachen - Hochverrats und Verschwörung gegen den König hingerichtet worden, so hätte man ihn  durchaus als Kandidaten  für den Titel "Kinds-und Neffenmörder" in Betracht  ziehen dürfen. 

Skrupellos genug war er.

Und total verrückt nach der Krone - um die sich Richard nach allem was von ihm bekannt ist, durchaus nicht gerissen hat.

Er war der typische Loser, der nichts von dem hatte was die beiden anderen Brüder auszeichnete. Er war Mamis Liebling, verzogen und haltlos, ein Säufer, der angeblich auf eigenen Wunsch in einem Weinfass ersäuft wurde. 

 

Ein wirklich zeitgenössisches Portrait habe ich nicht gefunden. Nur ein Foto mit seinen Überresten. Und seinen sehr hübschen Darsteller in der Fernsehserie.

1674 graben einige Arbeiter beim Umbau des Towers unter einer Treppe eine Kiste mit zwei menschlichen Skeletten aus, was in der auch als Gefängnis dienenden Festung sicherlich keine Seltenheit war. Diese Skelette jedoch befinden sich in einer Holzkiste. Dennoch landet der Fund zunächst im Müll, ehe man auf die Idee kommt, es könne sich um die Überreste der Prinzen handeln. Daraufhin werden die Knochen in einer Urne verstaut und in der Westminster Abbey beigesetzt. Erst 1933 graben Wissenschaftler die Knochenreste wieder aus, untersuchen sie und stellen fest: Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich tatsächlich um die Skelette zweier Kinder unterschiedlichen Alters zwischen zehn und dreizehn Jahren. 

Die Vermutung, dass es sich wirklich um die Skelette von Edward und Richard handelt, liegt nach diesem Befund  durchaus nahe, ebenso wie die Schlussfolgerung, dass beide Opfer eines Verbrechens wurden. Eine weitere, aktuelle Untersuchung, die aufgrund neuerer Technologien genaueren Aufschluss geben könnten wird vom Königshaus allerdings bis heute verweigert.

Die menschlichen Überreste waren durch die vorangegangene Ausgrabung in relativ schlechtem Zustand und mit diversen Tierknochen vermengt. Viele Knochen fehlten, so dass es nicht möglich war, das Geschlecht der Skelette zu bestimmen, aber wenn es jene der Prinzen waren, dann sollen diese vor der Schlacht von Bosworth gestorben sein. Ein Skelett war größer als das andere, von dem kleineren fehlte ein Teil des Unterkiefers und Zähne von dem größeren.

Es wird angenommen - wie gesagt, aufgrund der damaligen Untersuchungen - dass die Kinder, von denen die Skelette stammen, zum Todeszeitpunkt 12 bis 13 resp. 10 Jahre alt waren, was, falls es sich um die beiden Prinzen handelt, auf einen Todeszeitpunkt Mitte 1483 hindeutet (Prinz Edward wurde 1470 und sein Bruder 1473 geboren).

Eine DNA-Analyse, so sie denn überhaupt noch möglich wäre, ist bisher nicht erfolgt.

Diese Untersuchung also - von 1933 - will erwiesen haben, dass der Todeszeitpunkt vor der Schlacht von Bosworth liegt.

Wie das anhand der kümmerlichen Überreste erwiesen sein soll erschließt sich mir nicht. Es besagt nur praktischerweise dass Richard der Mörder war.  Und nach 500 Jahren Shakespeare-Richard glaubte ja auch niemand mehr etwas anderes. 

Ich halte es durchaus für wahrscheinlich dass es sich um die Skelette der beiden Jungen handelt. Aber einen Täternachweis finde ich dadurch noch lange nicht.

 

 

Kein ordentliches Gericht würde ihn heute anhand der "Beweislage" für schuldig erklären. Aber die Welt hat es - aufgrund bloßer Gerüchte - getan. Er hatte die Schlacht um England verloren und Geschichte wird nun mal von Siegern geschrieben - der in diesem Fall Henry Tudor hieß.

Paul Kendall hat die Aktenlage ausgiebig studiert und eine der besten Biografien Richards geschrieben - sachlich, unaufgeregt und versiert. Und glaubwürdig. Er bezieht nicht Stellung bezüglich der Täterschaft, aber er legt begründete Zweifel offen.

Es gibt durchaus andere Verdächtige, was er ebenso sachlich aufzeigt und begründet.

Ich lege mich fest und behaupte: es gibt nur einen.

Und das ist der Tudor. Genauer gesagt - die Tudorsippe.

Da sich gestandene Autoren historischer Schinken ebenso unmissverständlich festlegen - wozu ich grummelnderweise noch kommen werde - nehme ich das gleiche Recht für mich in Anspruch.

Und es erzähle mir keiner Henry könne es nicht gewesen sein, da er sich zum - behaupteten - Mordzeitpunkt in der Bretagne befunden habe. Zum einen stelle  ich den Todeszeitpunkt der Kinder in Frage, zum anderen war auch Richard nicht vor Ort - was allerdings keinen von beiden gehindert hätte einen derartigen Auftrag zu delegieren, was man Richard ja auch unterstellt hat.

Nur finde ich in  Richards Umfeld keinen einzigen Kumpanen dem er genügend hätte vertrauen können dass er königliches Blut vergießt und danach die Klappe hält. 

Der Tudor hatte einige.

Unter anderem und vor allem: seine Mutter...

 

Die fromme Margaret.

Sie war besessen von der Krone und dem Thron.

Ehemann Nummer eins und zwei waren ihr aufgenötigt worden, aber den dritten wählte sie mit beträchtlichem politischem Instinkt selbst aus: Lord Thomas Stanley, den mächtigsten und vertrauenswürdigsten Unterstützer -mit dem Charakter eines ambitionierten Wendehalses - des Hauses York. Sie wollte einen Mann, der schlau genug war, um zu sehen, dass ihr Sohn eines Tages eine Chance auf den Thron haben könnte, und doppelzüngig genug, um zwei Seiten gleichzeitig zu versorgen, nämlich York und Lancaster.

Sie nistete sich am Hof ein, gewann das Vertrauen Elizabeth Woodvilles und war allgegenwärtig.

Als  Edward unerwartet starb und  Bruder Richard auf den Thron kam, freundete sie sich mit der neuen Königin Anne an und war die erste Dame ihres Hofes, die Annes Schleppe bei der  Krönung trug.

 

Die  liebe Freundin Margaret spielte ein Doppelspiel und bewegte  den unzufriedenen Duke of Buckingham zu einer Allianz mit ihr und den Woodvilles.  Als der Herzog  seine Männer für eine Rebellion gegen Richard III. zusammenzog zählte er auf die Ankunft von Henry Tudor und seinen französischen Truppen. Sie kamen nie. Schlechtes Wetter hielt sie in der Bretagne und die Rebellion soff im Regen ab. 

Buckingham landete auf dem Richtblock - aber Margaret? Sie kam mit weniger als einem blauen Auge davon. Ihr Vermögen wurde eingezogen und - ebenso wie sie selbst - der Vormundschaft ihres Ehemannes, Lord Stanley unterstellt.

Richard war zwar kein Idiot aber hier hat er sich benommen wie einer.

Offenbar war Margaret hervorragend in der Lage ihr wahres Gesicht inklusive ihrer wahren Absichten unter einer dicken Tünche von Frömmigkeit zu verstecken.

Wer hätte schon gewagt an ihrem selbstgebastelten Heiligenschein zu kratzen?Vermutlich redete sie sich selbst ein dass sie, bzw. ihr "geliebter Sohn" von Gott dazu ausersehen waren sich Englands zu bemächtigen.

 

Phlippa Gregory lässt  in ihrem Roman The red Queen (Der Thron der roten Königin) Lord Stanley mit seiner Gemahlin debattieren: "Zuneigung ist weder für dich noch für mich wichtig. Du willst Macht, Margaret, Macht und Reichtum; und ich auch. Nichts ist für uns beide so wichtig, und wir werden alles dafür opfern."

"Ich werde von Gott geführt!" Ich protestiere.

"Ja, weil du meinst, Gott möchte, dass dein Sohn König von England wird. Ich glaube nicht, dass dein Gott dir jemals etwas anderes geraten hat. Du hörst nur was du willst. Er befiehlt nur deine Vorlieben."

 'Wie kannst du es wagen! Ich habe mein Leben in seinem Dienst gelebt!"

"Er sagt dir immer, du sollst nach Macht und Reichtum streben. Bist du dir sicher, dass du nicht deine eigene Stimme hörst, die durch Erdbeben, Wind und Feuer spricht?"

Ich blecke meine Zähne nach ihm. "Ich sage dir, dass Gott meinen Sohn Henry auf dem Thron von England heben wird und diejenigen, die jetzt über meine Visionen lachen und an meiner Berufung zweifeln, werden mich " My Lady, die Mutter des Königs "nennen, und ich werde so unterschreiben - Margaret Regina, Margaret R. ..."

 

Nun - und das tat sie dann  auch. Obwohl sie nie Königin gewesen war unterschrieb sie als Margaret Regina - sofern jemand in der Lage war die Sauklaue zu entziffern. 

Sie hatte sich zur eigentlichen Herrin von England aufgeschwungen, hatte die junge Elizabeth - die tatsächliche Königin -  an die Seite gedrängt, war in jedem königlichen Palast in den besten Zimmern untergebracht, oft mit Verbindungstüren zu ihrem Sohn. Sie schrieb das Buch des königlichen Haushalts und bestimmte  wie staatliche und private Anlässe durchgeführt werden sollten. Sie war eine eifrige Vermieterin ihrer riesigen Ländereien - die ihr nun wieder gehörten -und nahm aktiv an der Regierung des Königreichs teil. Sie war - durch ihren Sohn - da wo sie immer schon ihrer Ansicht nach (nein, sorry, Gottes Ansicht nach) hätte sein sollen und die Makel ihrer Herkunft waren ausgelöscht. 

Dachte sie.

Die beiden jungen York- Prinzen?

Sie bedeuteten ihr  gar nichts - aber - Titulus regius hin oder her - sie waren ein ernstes Hindernis für ihren Sohn, solange sie lebten. Er konnte dieses Edikt aufheben und die Yorktochter heiraten - aber gleichzeitig waren damit auch die Erbrechte der beiden Jungen wieder hergestellt - und vorbei war es mit dem Thron. Und Lady Stanley gehörte nicht zu den Frauen die sich von zwei unmündigen Lümmeln, die ihr Richard auch noch buchstäblich auf dem Silbertablett im Tower serviert hatte, aufhalten ließ.  Weder Richard noch Henry waren in London, aber sie war es durchaus.

Sie hatte Zeit, Gelegenheit und ein starkes Motiv...

Und sicher hat es ihr Gott befohlen.

Auch wenn sie nicht selbst Hand angelegt hat - die Leute dafür ließen sich finden. Zu welchem Zeitpunkt auch immer - wobei der günstigste sicher die "Amtsübernahme" ihres Sohnes war.

Als Henry Tudor den Thron - und mithin den Tower - übernahm war sein wichtigstes Anliegen Richard, ungeachtet aller Erniedrigungen die dem Leichnan ohnehin bereits zugefügt worden waren, mit allem Schmutz zu bewerfen den er greifen konnte. Er erhob vor dem Parlament Anklage gegen ihn, beschuldigte ihn der Grausamkeit und der Tyrannei, ließ seine Besitzungen einziehen und ächtete ihn postum, mit dem miesen kleinen Trick den Beginn seiner eigenen Herrschaft einen Tag vor der  Schlacht von Bosworth zu datieren - um ihn damit zum Hochverräter zu stempeln.

Nur eines tat er nicht.

Er beschuldigte ihn nicht des Mordes an seinen Neffen.

Dabei wäre dies doch der größte Trumpf gewesen den er in der Hand hatte! Es wäre die schlagendste und überzeugendste Anschuldigung gegen den toten König gewesen die er sich hätte wünschen können. Nichts anderes hätte er gebraucht, Richard wäre erledigt gewesen.

Warum also tat er es nicht?

Weil er wusste, dass seine Mutter den Mordauftrag erteilt hatte? Ihr Gemahl, Lord Stanley, hatte als  Lord High Constable von England (von Richard ernannt) unbeschränkten Zugang zum Tower. 

Zufall? Wenn er dies glaubte oder wusste tat er gut daran die Füße still zu halten.

 

Josephine Tey kam in ihrem Roman "Daughter of time" - zu Deutsch "Alibi für einen König" - der auf geradezu brillante Weise den gängigen Mythos vom Schurken Richard zerfetzt und zwar so scharfsinnig und amüsant dass es ein wahrer Lesegenuss ist -  zu dem Schluss dass die überzeugendste Erklärung dafür sein muss, dass die Jungen bei seiner "Amtsübernahme" noch am Leben waren.

Allerdings nicht mehr lange.

Tööröööö!

Auch dies ist eine Möglichkeit. Eine die ich für sehr wahrscheinlich halte - weil....w.w.o.a. (Er beschuldigte ihn nicht des Mordes an seinen Neffen. Dabei wäre dies doch der größte Trumpf gewesen den er in der Hand hatte! Es wäre die schlagendste und überzeugendste Anschuldigung gegen den toten König gewesen die er sich hätte wünschen können. Nichts anderes hätte er gebraucht, Richard wäre erledigt gewesen.)

 

Karl Eising, ein weiterer Historiker den ich zu Rate gezogen habe, gibt noch andere  Optionen vor, die auch erklären sollen, warum Richard die Jungen, sofern er von ihrem Tod erfahren habe, nicht öffentlich gezeigt habe. Was ja offenbar so üblich war. Er hält es für möglich, dass die Jungen einer Seuche zum Opfer fielen, genauer gesagt der Pest, die durch Truppen eingeschleppt worden sei und deren erste Opfer die Prinzen waren. Da die Seuche - als "englisches Fieber"  bezeichnet - oberflächliche Blutungen hervorrief, befand sich Richard, wenn er sie öffentlich hätte ausstellen wollen, in dem Dilemma, wie er dieses Blut dem mit den Begleiterscheinungen unvertrauten Volk hätte erklären sollen. Man hätte es als Zeichen für gewaltsamen Tod deuten und Richard verantwortlich machen können. 

Möglich. 

Aber nicht unbedingt wahrscheinlich. 

Eine weitere Mär die herumgeistert ist die, dass die Jungen von der Woodville-Sippe befreit, entführt und an einem sicheren Ort "aufbewahrt" wurden, was zumindest für den jüngeren immer wieder hochkochte und  im Auftauchen etlicher Thronanwärter über die Jahre hinweg für einigen Ärger bei Henry VII. sorgte. 

Ist natürlich auch möglich aber ich wüsste von keinem noch lebenden Woodville der dies zustande gebracht haben könnte. Der Tower wurde zwar erst unter den Tudors zum Hochsicherheitstrakt und zum Gefängnis umgestaltet, war aber dennoch nicht unbedingt leicht  zu entern.  Außer es gab Insider, die die Tore öffneten. Und die gab es schon zu allen Zeiten.

Versuche gab es vielleicht, was auch die Sicherung der Kinder  ins Innere des Towers und die Auswechselung ihrer Diener erklären würde. Aber wie gesagt - es ist möglich.

Abgesang - oder die Darstellung Richards in moderner Literatur

 

Natürlich bietet eine Figur wie diese jede Menge Stoff zum fabulieren. Josephine Tey habe ich schon erwähnt. Die Herren Kendall und Eising sind die einzig mir bekannten deutschschreibenden Autoren, die sich an ernsthafte Biografien gemacht haben. Im Englischen gibt es deren sehr viel mehr, nur reichen meine Sprachkenntnisse dafür nicht aus. Aber Kendall und Eising haben dankenswerter Weise  seitenlange Quellenverweise angegeben, was wohl bedeutet dass sie sehr ausführlich und ernsthaft recherchiert haben. 

Romanautoren sind dazu nicht verpflichtet. Sie können im Grunde schreiben was sie wollen und wie es sich am besten in ihre Geschichte einfügen lässt.

Daher nehme ich es Rebecca Gable nur bedingt krumm dass sie in ihrem 2007 erschienenen 3.Band der offenbar nicht enden wollenden Waringhamsaga - "Das Spiel der Könige" -  Richard als Erzbösewicht darstellt, der anscheinend schon als durchtriebener Mistkerl geboren ward. Ich hab nicht mehr alles im Kopf und muss mir den Schinken nochmal aus der Bücherei holen, bin mir daher nicht sicher ob er auch bucklig war - denn Meister Shakespeare stand hier ganz offenkundig Pate - aber die Gattin - nämlich Anne Neville, die als denkbar naives Dummerchen gezeichnet wird - hat er hier auf jeden Fall auf dem nicht vorhandenen  Gewissen. 

Die Darstellung Margaret Beauforts als elfenhafte Lieblichkeit, die freudig als zwölfjährige dem doppelt so alten Edmund Tudor beiwohnt und irgendwie von all den Widrigkeiten des damaligen Lebens unberührt bleibt, den Sohn zwar verlässt und so gut wie nie sieht, aber ihm dennoch liebevoll verbunden ist -  ist schon etwas härter zu verdauen. Der Sohn selbst, ehrenhaft vom Scheitel bis zum Stiefel, erscheint einfach nur zum Liebhaben, der lange zögert, ob er den Thron Englands wirklich für sich erobern soll - aber: "es ist mein Recht!" So sagt er dort.

Von wegen.

Frau Gable lässt auch Elizabeth of York einen herzzerreißenden Brief an ihren potenziellen  Bräutigam in die Bretagne senden, in dem sie ihn um Rettung vor den Nachstellungen Richards anfleht, der sie zwangsweise zu heiraten gedenke.

Dieses Gerücht kam nach Annes Tod auf.  Er plane, diese seine Nichte  zu heiraten, was er jedoch abstritt.

Ist vermutlich auch ein Tudorgerücht.

(Tatsächlich fanden zu diesem Zeitpunkt Verhandlungen über eine Heirat Richards mit Johanna von Portugal und parallel dazu Elizabeths mit dem portugiesischen Thronfolger Manuel statt. Richard war 32 Jahre alt und brauchte eine neue Frau, bzw. einen durch sie zu erzeugenden Thronerben. Die erste Ehe hat er, wie ich denke,  aus Liebe geschlossen, die zweite musste wohl  Staatsinteressen dienen. Da hätte ihm die Nichte, die zudem auch noch so nah mit ihm verwandt war, dass eine Ehe ihm den Klerus auf den Hals geholt hätte, nicht viel Nutzen gebracht. Allerdings soll Johanna bereits in ein Kloster eingetreten sein und  jegliche Eheanwärter zurückgewiesen haben.) 

 

Ist ein Roman und man muss es ja nicht glauben. Als begeisterte Leserin historischer Romane sind mir schon etliche Erfindungen dieser Art unter gekommen - (bis hin zu einem Bruder Julius Caesars, den der nie hatte, um eine Nichte einzubringen, die den toughen Detektiv zu ehelichen hat) - nur sollte man fairerweise dann zumindest im Anhang Klartext reden, denn nicht jeder Leser schnüffelt dem Stoff auf Wahrheitsgehalt hinterher; aber seis drum.

 

Nun hat Frau Gable allerdings in ihrer Homepage ausführlich erläutert weshalb sie Richard für den Shakespearschen  GaunerRäuberMörder hält. 

Josephine Teys Geschichte hat sie "mit großem Vergnügen" gelesen, wie sie gönnerhaft erklärt, nur habe Mrs. Tey offenbar einige bedeutsame Fakten entweder nicht gekannt oder schlicht ignoriert. 

Wie zum Beispiel die des Herrn Dominic Mancini. . Wikipedia (Englisch) 

Frau Gable schreibt:  "....war ein italienischer Gelehrter aus bester römischer Familie, der als Gesandter und möglicherweise auch als Spion des Erzbischofs von Vienne Anfang 1483 für ein halbes Jahr nach England kam und nach seiner Heimkehr einen Bericht mit dem Titel „Die Usurpation Richards III.“ verfasste. Er beschreibt, dass die beiden Prinzen immer seltener im Tower gesehen wurden und schließlich gänzlich verschwunden seien. Er habe viele Männer in Tränen und Wehklagen ausbrechen sehen, sobald die Prinzen erwähnt wurden, und es werde vermutet, sie seien ermordet worden. Als Quelle nennt Mancini Dr. Argentine, den Leibarzt des Prince of Wales." Zitat Ende.

Das hat natürlich ungeheure Beweiskraft - schon fast Augenzeugenqualität!

Aber nur fast...

"Es ist nicht klar, wie viel Englisch Mancini verstand, und vieles, was in England geschah, während er dort war, musste zu ihm übersetzt werden. Eine mögliche Quelle war Dr. John Argentine , ein Gegner von Richard, der Mitglied von Henry Tudors Gericht wurde, nachdem er Heinrich VII. geworden war und Italienisch sprach." Wikipedia.

Ach so. Aber er war ja aus bester römischer Familie.... 

Wenn Frau Gable Mrs. Tey mangelnde Recherche vorwirft dann frage ich mich welche Recherchen sie angestellt , bzw. ob sie nur die zugelassen hat, die in ihr Romankonzept gepasst haben - was Margaret Beaufort angeht zum Beispiel. Ihre Beschreibung des zarten Elfleins ist fast schon peinlich - kann man aber als Romanblüte gelten lassen.

Nicht aber als historische Tatsache. 

"Die Great Chronicle, verfasst dreißig Jahre nach den Londoner Stadtakten, bezeugt, dass das Gerücht vom Tod der Prinzen erst nach Ostern 1484 zu zirkulieren begann. Historiker spekulierten auf der Basis dieser zeitgemäßen Akten, dass das Gerücht vom Mord der Prinzen in England als eine Art Entschuldigung des Versuches von Heinrich Tudor und Stafford, den Thron an sich zu nehmen, verbreitet wurde."

 

Aber weiter mit Frau Gables Beweisführung -oder was sie dafür hält: "Englische Lords und Ritter verabscheuten ihn. 400 von ihnen liefen im Laufe der zwei Jahre seiner Regentschaft zu Henry Tudor über, und bei der entscheidenden Schlacht von Market Bosworth ließen sowohl Northumberland als auch die Stanleys ihn im Stich. Das ist äußerst ungewöhnlich für englische Adlige des Mittelalters, bei denen ein solches Verhalten unter normalen Umständen als ausgesprochen unehrenhaft und schändlich gegolten hätte. Aus welchem Grund könnten sie Richard so verachtet haben, dass es dieses Verhalten rechtfertigte, wenn nicht aus dem, dass sie ihn für den Mörder seiner Neffen hielten?"

 

Ach ja?  Diese  "Beweisführung" ist an Naivität kaum noch zu überbieten und hat eigentlich Lieschen Müller Niveau.

 

Wales war Tudorland, denn Owen Tudor war Waliser gewesen, sein Sohn Jasper hier Earl of Pembroke  und Jung Henry ebendort aufgewachsen. Er hatte also schon durch Großvater und Vater  in Wales seine Wurzeln.

Klar dass sie für ihn in die Schlacht zogen. So wie die Franzosen und jede Menge bezahlte Söldner. 

Trotzdem wäre er baden gegangen - hätte es nicht den Verrat gegeben.

 

Und Stanley, Verräter Nummer 1, war  Margaret Beauforts Ehemann und Tudors Stiefvater. Die Stanleys waren somit alles andere als unparteiisch und hatten mehr als einmal  ihr Fähnlein nach dem Wind gehängt - abgesehen davon dass sie warteten bis die Schlacht fast entschieden war - zugunsten Richards - und dann erst eingriffen. Zugunsten Henrys.

Und es ging weder um Moral oder gar Ehre sondern um Macht und Kohle.

Und darum geht es meistens. Wenn nicht immer.

Und nicht zu vergessen das immense Vermögen das ihnen durch die Heilige Margaret zur Verfügung stand und mit dem sich willige Söldner bezahlen ließen - die nun mal nicht für lau aufs Schlachtfeld gingen.

Und: "Richard bevorzugte Leute aus dem Norden für wichtige Aufgaben und verringerte durch seine Freigebigkeit die Einnahmen der Krone sehr, womit er auch die Möglichkeit das für einen Krieg nötige Geld aufzubringen, verringerte."

Klingt durchaus nach Gründen sich ein bisschen unehrenhaft und schändlich zu verhalten, denn Kriege waren für den Adel die beste Bereicherungsmöglichkeit- wenn es überhaupt so gesehen wurde. Das menschliche Gewissen ist außerordentlich elastisch- aber etwas schändlicheres als die Verunglimpfung eines gefallenen Königs, den man mit einem infamen Trick zum Hochverräter  machte, fällt zumindest mir kaum ein.

 Ist aber so geschehen.

"Englische Lords und Ritter verabscheuten ihn"? Wo hat sie das denn her? Vermutlich auch von Shakespeare...

 Nochmal: Sein großmütiges Verhalten gegenüber Northumberland und den STANLEYS könnte man als weise Versöhnungspolitik bezeichnen, aber bei der Lage der Dinge und bei der politischen Vergangenheit dieser Herren können die Machtbefugnisse, die Richard sie ausüben ließ, keinesfalls als realpolitisch angesehen werden. Trotz seines Unvermögens, den Menschen in sich vom König zu trennen, scheint seine Regierung allgemein ziemlich beliebt gewesen zu sein. 

 

Als König war Richard vor allem im Norden des Landes, in dem er einen großen Teil seines Lebens verbrachte, ausgesprochen beliebt. Zeitgenössische Schriften rühmen seine Güte gegenüber den Armen seines Landes und erwähnen die Zufriedenheit seiner Untertanen. Zudem führte er wichtige juristische Reformen durch, wie z.B. die Einführung von Englisch statt Latein vor Gericht, die Schaffung eines Systems des Rechtsbeistands für Arme sowie Maßnahmen gegen die Bedrohung von Geschworenen.

Als die Ratsversammlung der Stadt York 1485 von Richards Tod bei der Schlacht von Bosworth erfuhr, wurde ein Schreiben verfasst, in dem man den „elenden Mord“ an ihrem „barmherzigen Regenten“ Richard betrauerte. Dies war eine riskante Aussage, da nun mehr Henry Tudor, also der „elende Mörder“ an der Macht war. Und dennoch setzten die Ratsherren sogar ihre Namen unter das Schreiben. !!!!

Das wird tunlichst unterschlagen, wie überhaupt alles, was zu Richards Ehrenrettung beitragen könnte. Sie gesteht zwar ein:  "Bei aller Sympathie für Henry muss selbst ich einräumen, dass er in dem knappen Vierteljahrhundert seiner Regierung nicht gerade zimperlich mit yorkistischen Thronprätendenten umgegangen ist – ( und nicht nur mit denen, wie ich bemerken möchte - denn wenn er eines von Richard gelernt zu haben scheint, dann, dass sich Toleranz  gegenüber Andersdenkenden nicht auszahlt!) - echten wie auch Hochstaplern −, von denen er immer wieder heimgesucht wurde. 

(Er brachte auch jeden anderen um, der ihm, bzw.seinem Thron, hätte in die Quere kommen können - als da wären: Richards Bastardsohn John- hätte ja legitimiert werden können. Bruder Georges Sohn, der Warwickerbe, von Richard nach dem Tod des eigenen Sohnes zum Nachfolger ernannt, landete 1485 -als Knäblein von 10 Jahren - im Tower und 14 Jahre später auf dem Richtblock. Um nur zwei zu nennen. Die Hinrichtung von Georges Tochter Margaret und ihren Söhnen übernahm sein Sohn, der 8.Henry. Damit waren die Plantagenets ausgerottet, samt ihrem legitimen Thronanspruch.) 

Einmal abgesehen von der Frage, wie es möglich sein sollte, dass die beiden Prinzen zwei Jahre lang niemand gesehen hat, gibt es nicht ein einziges handfestes Indiz, das Henry Tudor belastet".

Ach nein?

Ich glaube es gibt jede Menge, aber Frau Gable neigt wohl auch dazu "einige bedeutsame Fakten entweder nicht zu kennen oder schlicht zu ignorieren" -  eine der wichtigsten davon  ist die Tatsache dass er ohne den Tod der Knaben nie König geworden wäre. 

Und das wollte er ja schließlich.

Jedenfalls wollte es seine Mum.

Das zarte Elflein.

Die Schwiegermutter aus der Hölle.

Die Dame die sich Margaret Regina titulierte, obgleich sie nie Königin gewesen war und dieser Titel nur Königinnen zusteht.

Nun - über sie steht genug in diesem Blog um sich ein Urteil bilden zu können...

...es  geht noch weiter...

Denn da haben wir ja noch Sir James Tyrrell...

 

"Keine Erwähnung dieser Epoche wäre vollständig ohne die Äußerung von Sir James Tyrell, dem loyalen Diener Richards III., dessen "Geständnis", die Prinzen ermordet zu haben, immer sehr unglaubwürdig war. Es wird von Tudor-Quellen genannt (die natürlich mit Vorsicht behandelt werden müssen), in denen steht, dass das Geständnis 1502 unter Folter stattfand. Ein Geständnis unter Folter würde heutzutage nicht mehr als glaubwürdig betrachtet, Tyrell wusste auch nicht, wo sich die Leichen der Prinzen befanden." Wikipedia

Dieses angebliche Geständnis war mehr als zweifelhaft - und vor allem nicht schriftlich festgehalten und veröffentlicht. Tudors Historiker Polydore Vergil berichtete den "Hergang" des Mordes. Da war Tyrell bereits tot. Und konnte nix mehr sagen. Somit bleibt nur die Tatsache dass er 1502 - also fast 20 Jahre später - warum auch immer hingerichtet  wurde und Henrys Vergil die schaurigen Einzelheiten - woher nur hat er sie gekannt???? - der Ermordung der Prinzen berichtete.

 

Warum? Keine Ahnung.

Nach 20 Jahren Tudorregierung krähte doch vermutlich kein Hahn mehr nach den Prinzen und ihrem Verschwinden.

Vielleicht wurde in den Gassen Londons noch ab und an gewispert aber auch dies erscheint mir nicht sehr wahrscheinlich. Die kleinen Leute hatten andere Sorgen als sich über den Verbleib zweier Knaben aufzuregen, selbst wenn der eine der König gewesen war. Dazu hatten sie in 30 Kriegsjahren zu viele Könige erlebt, die aufgetaucht und abgesetzt und wieder aufgetaucht und ermordet worden waren.

Da waren 20 Jahre ohne Krieg schon einiges wert...

 

Aber schließlich hat er ja diese verflixten Rosenkriege beendet, der Tudorbastard - auch wenn mir scheinen will dass Richard  das durchaus ebenfalls erledigt hätte, zumal sein Bruder ja zumindest ein Aussetzen erreicht hatte - sofern St.Margarets Sprößling  nicht wie eine Spinne im Netz in der Bretagne gelauert hätte um per erneutem Krieg ein Recht einzufordern das er gar nicht hatte.

(Übrigens hatte  insbesondere der alteingesessene Adel Europas später Schwierigkeiten  Henry als König anzuerkennen. Vielleicht wurde deshalb die Tyrellscharade aufgeführt.)

Da Rebecca Gable zitiert wurde muss auch Philippa Gregory erwähnt werden, deren Romane, (die sehr viel korrekter  an die historisch fassbaren Tatsachen angelegt sind), ich mit "großem Vergnügen" - sogar mit größtem Vergnügen- gelesen habe.

Ihre Darstellung Margaret Beauforts ist nicht unbedingt von Sympathie geprägt - was ich ihr nicht verdenken kann - aber unvergleichlich besser, denn hier ist sie keine Phantasiegestalt die in ein gängiges Romanschema eingepasst wurde, sondern eine sehr reale Figur, die der tatsächlichen Margaret wohl so nahe kommt wie es nach Jahrhunderten eben möglich ist.

Und sie ist weitaus überzeugender. 

 

https://www.medimops.de/philippa-gregory-der-thron-der-roten-koenigin-taschenbuch-M0349925672X.html

 

Er war der König, der die Unschuldsvermutung als Grundrecht verankert hat, die Einführung der Freiheit auf Kaution, die Übersetzung von Gesetzen ins Englische veranlasst hat ...

Ironisch, dass er selbst das Opfer schlimmster Verurteilungen wurde, die sich auf nichts als Propaganda gründet, die bestrebt war, die Dynastie von Richards usurpatorischem Widersacher Henry Tudor zu legitimieren.

Seis drum - was wirklich geschehen ist weiß niemand mehr. Man kann spekulieren und annehmen und nachforschen - aber dass der Tudor ein ehrenhafter Mann war, der die Krone Englands zu Recht trug, glaube ich nie und nimmer.

Basta. 

Dass Richard es war erscheint mir dagegen sehr viel wahrscheinlicher.

 

Daher - Friede seiner Seele und seinen  Gebeinen, die nun in der Kathedrale von Leicester ruhen. 

In einem Grab auf das immer  weiße  Rosen abgelegt werden.

Um den Tudor schert sich niemand mehr.